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    Wir sind die Universität

    In letzter Zeit begegnete man häufig Kolleginnen und Kollegen, die mit stolzer Brust ihren Button mit der Aufschrift „Me olemme Yliopisto” (also: Wir sind die Universität) am Hemd oder auf der Jacke trugen. Ich arbeite schon seit 1993 im universitären Bereich, habe aber noch nie ein solches Zusammengehörigkeitsgefühl erlebt wie in letzter Zeit. Was war los? Was schweiâte uns so zusammen?

    Seit 1.2.2010 hingen wir sozusagen in der Luft. Der alte Tarifvertrag war abgelaufen und die Verhandlungen über den neuen Vertrag zogen sich in die Länge. Hauptgrund: die Arbeitgeberseite hatte nur Angebote gemacht, die im Vergleich zum alten Vertrag eine Verschlechterung unserer Arbeitsbedingungen dargestellt hätten. Knackpunkte waren dabei die Länge der Krankentage bei angemessenem Lohnausgleich, die Arbeitsbedingungen/- möglichkeiten der gewerkschaftlichen Vertrauensleute und Arbeitsschutzbeauftragten sowie die Arbeitszeit des Personals. Ein weiterer entscheidender Streitpunkt war die Länge des Vertrags.

    Eine erste Streikwarnung wurde ausgegeben, um die Verhandlungen voranzutreiben. Der letzte Streik, so erinnern sich meine älteren KollegInnen, gab es vor über 30 Jahren. Die Streikwarnung zeigte Wirkung. Schon einige Tage später kamen die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluss. Insgesamt konnten die unakzeptablen Vorschläge der Arbeitgeberseite abgewendet werden. Der Vertrag läuft über 2 Jahre und enthält im Groâen und Ganzen die Inhalte, die sich die Arbeitnehmerseite gewünscht hatte. Jetzt geht es nur noch um die jeweilige Umsetzung des Vertrags vor Ort.

    Die Zeiten ändern sich. Die finnische Hochschullandschaft wird komplett neu gestaltet. Alle Universitäten und Hochschulen wurden zum 1.1.2010 aus staatlicher Hand gegeben. Einige sind im Rahmen dieser Umstrukturierung zusammengelegt worden. In Tampere und Helsinki wurden sogar zwei „Stiftungsuniversitäten” gegründet. Die Universitäten und Hochschulen haben sich als selbständige Arbeitgeber in einem neuen Arbeitgeberverband (SYTY ry) zusammengeschlossen.

    Diese radikalen Veränderungen wirken sich auch auf das Personal aus. Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes (durch z. B. Synergieeffekte), Gefahr einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, zusätzliche Belastung durch Umstrukturierungen und eine allgemeine Verunsicherung führen zu Stress und Überlastung. Da ist jedwede Unterstützung willkommen. Der Verband der UniversitätslektorInnen (YLL) – Teil der Lehrergewerkschaft OAJ – hilft seinen Mitgliedern bei allen Fragen und Problemen, die sich im universitären Umfeld auftun. Jede Universität/Hochschule hat eine örtliche Lehrervereinigung, die dem Verband direkt unterstellt ist. Jede(r), der/die Interesse hat, kann Mitglied werden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt im Moment 1,3 % vom Monatsgehalt. Als Mitglied erhält man u. a. diese Acatiimi-Zeitschrift, die OAJ-Zeitschrift, einen Jahreskalender und viele Rabatte und Vergünstigungen in unzähligen Bereichen (z. B. bei Versicherungen, Tankstellen, Restaurants, Feriendörfern usw.). Daneben steht immer eine Vertrauensperson des Verbandes direkt am Arbeitsplatz für Fragen und Problemklärungen zur Verfügung. Diese Vertrauensperson fungiert als direkter Link zum Verband. Bei Klärung von eventuellen Streitfragen vor dem Arbeitsgericht steht der Verband ebenfalls unterstützend zur Seite. Die örtliche Lektorenvereinigung organisiert auâerdem für ihre Mitglieder Info- und Freizeitveranstaltungen, die in der Regel kostenlos sind. Genauere Informationen über die Vorteile einer Mitgliedschaft und die Formulare für einen Mitgliedsantrag findet man im Internet unter www.yll.fi oder bei der örtlichen Lehrervereinigung.

    Ich selbst wurde 1994 sofort nach Antritt meiner Lektorenstelle an der Wirtschaftsuniversität Helsinki Mitglied. 2002 sprach mich dann eine Kollegin an und fragte, ob ich nicht Interesse an der vakanten Stelle der gewerkschaftlichen Vertrauensperson hätte. Nach kurzer Bedenkzeit nahm ich an und wurde gewählt. Damit begann meine Tätigkeit in der Gewerkschaft. Mittlerweile bin ich stellv. Vertrauensmann und stellv. Vorsitzender der AALTO-Lektorenvereinigung (AALTOUniversität Helsinki) und daneben schon seit 5 Jahren stellv. Vorsitzender im Verband der Hochschullektorenvereinigungen im Groâraum Helsinki. Ich finde die Arbeit sehr interessant, abwechslungsreich und nützlich. Im Laufe der Jahre habe ich viele Kontakte geknüpft, neue Leute kennen gelernt und viel über das finnische Hochschulwesen und die Gewerkschaftsarbeit erfahren. Der Austausch mit KollegInnen von anderen Hochschulen und Universitäten gehört für mich dabei zu den wichtigsten Vorteilen einer solchen Tätigkeit.

    Gerade in dieser - für uns alle - schweren Zeit, in der man sogar dafür kämpfen muss, dass sich die Bedingungen am Arbeitsplatz trotz Versprechungen nicht verschlechtern, finde ich es besonders wichtig, eine solche Organisation hinter mir zu wissen.

    Hans-Joachim Schulze
    Lektor für Deutsch als Fremdsprache
    stellv. gewerkschaftlicher Vertrauensmann
    AALTO-Wirtschaftsuniversität Helsinki
    schulze@hse.fi